Historie des Vereins

Die Entstehungsgeschichte des Vereins Schachklub Randbauer

Auszug aus der Rede von Erwin Herrmann, Gründungsmitglied, langjähriger Präsident und Ehrenmitglied des Vereins zum Festbankett anlässlich der 50 Jahr Feier am 19.10.02:

Ich erlernte das Schachspiel in englischer Kriegsgefangenschaft. Wir hatten Hunger und wenig zu Essen, aber Abfallkarton und Abfallholz, aus denen man Schachfiguren und Schachbretter fertigen konnte.

Ein Glück für mich, dass mit mir zusammen ein ehemaliger Gerichtsvollzieher aus Gaggenau war. Der hatte wohl hier nichts zu kassieren, aber er verstand etwas vom Schachspiel.
Als geübter Hobby-Schnitzer war es für ihn kein Problem, aus den genannten Materialien eine Schachgarnitur herzustellen. Und da er zum Spielen bekanntlich einen Partner brauchte, fand er in mir jemand,
der ihm geeignet schien, sein Wissen aufzunehmen. Er wurde also mein Schachlehrer und das Spiel meine Leidenschaft, das zum damaligen Zeitpunkt durchaus in der Lage war, Leiden zu mindern.

Warum diese so persönliche Einlassung? Weil in diesem Geschehen – um die Poesie zu bemühen – eine der Quellen des späteren Flüsschens „Schachklub Randbauer“ zu sprudeln begann.

Dass aus diesem Flüsschen zwischenzeitlich ein Fluss wurde, das glauben wir heute befriedigt feststellen zu können.

Ob jedoch aus diesem Fluss einmal ein Strom werden wird, das wollen wir heute getrost der Zukunft überlassen.

Wollen wir aber einmal versuchen den Weg, den der Fluss „Randbauer Griesheim“ bisher genommen hat, zu verfolgen.

Schach, das vollkommenste Brettspiel, das mit sechzehn weißen und sechzehn schwarzen Figuren auf vierundsechzig quadratisch angeordneten Felder gespielt wird.
Schach, das in Indien erfunden, im 11. Jahrhundert durch die Araber dem Abendland vermittelt, das einst nur Königen vorbehalten, zwischenzeitlich breitgefächert gespielt wird.
Schach, ein Spiel, das, wie der große Meister Tarrasch es einmal zum Ausdruck brachte, wie die Liebe, wie die Musik, die Fähigkeit hat, den Menschen glücklich zu machen.
Ein Spiel, das es erlaubt, Wettkämpfe voll gedanklicher Eleganz, voll taktischer Raffinesse und stategischer Vollkommenheit, auszutragen.

Dieses Spiel haben wir versucht in den vergangenen 50 Jahren zu hegen und zu pflegen.

Gewiss war es kein leichter Weg, manchmal sogar ein sehr dornenreicher, vom Winterhalbjahr 1951/52, indem sich erstmals Michael Nöst, Otto Lerm, Heinrich Viefhaus und ich im Gasthaus zum Falken zum Schachspielen trafen, bis zum heutigen Tag. 1952 ist also das Jahr, in dem, aus vielen Quellen gespeist, das Flüsschen „Randbauer Griesheim“ entstand.

Und da es so üblich geworden zu sein scheint, habe auch ich einmal nachgeblättert um zu erkunden, in welchem Umfeld wir damals unsere ersten Schritte wagten.

Und siehe, Erstaunliches, und manchmal schon wieder Vergessenes konnte repitiert werden.

König Georg VI. von England stirbt. Königin Elisabeth II. von England wird inthronisiert.
Helgoland, bisher von den Briten als Bomber-Übungsziel benutzt, wird wieder unter deutsche Verwaltung gestellt.
Der Papst warnt vor den Modetänzen Boogie-Woogie und Mambo, weil sie zur Sünde verleiten
Am 24. Juni ist die Bildzeitung für 10 Pfennig erstmals am Kiosk und bei mobilen Verkäufern zu bekommen.
Die USA stellen den Starfighter vor, das Jagdflugzeug, das als erstes mit Raketen ausgerüstet mit einer Geschwindigkeit von 1000 km/h fliegt.
In New York wird der erste dreidimensionale Farbfilm gezeigt.
Im Pazifik wird von den USA die erste Wasserstoffbombe gezündet.
Am 25. Dezember beginnt das Fernsehzeitalter beim DWDR mit dem Fernsehspiel „Stille Nacht, heilige Nacht“
Etwa 4000 Fernsehgeräte waren bis zu diesem Zeitpunkt verkauft.
Und noch etwas Sportliches: Der Kölner Peter Müller […] schickt mit einem krachenden linken Haken den Ringrichter Max Pippo auf die Bretter, nachdem dieser ihn mehrfach verwarnt hatte.

Nicht gar so spektakulär wie vorgenannte Ereignisse, ist die Gründungsphase des sich entwickelnden Schachklubs.

Schon die Namensgebung war fürwahr keine Großmannssucht.
Bescheidenheit war angesagt.
Randbauer sollte der Verein heißen, und so heißt er auch noch bis zum heutigen Tag. […]

Eintrag im Festbuch zur 750 Jahrfeier Griesheim

Anmeldung beim Badischen Schachverband 1961